Die Geschichte ereignete sich um das Jahr 405 n.Chr. Ein Junge aus gutem Haus, aufgewachsen an der Westküste Britanniens, wird im Alter von sechzehn Jahren von irischen Seeräubern entführt. Sein Name lautet ‚Patrick‘. Er wird über das Meer verschleppt und als Sklave verkauft. Irgendwo in der hügeligen Landschaft Irlands hütet er jahrelang Schafe. Allein. Unfrei. Einsam.
Viele würden an dieser Last zerbrechen - aber mit der Zeit wächst in Patrick eine Kraft, die aus der Tiefe kommt. In der Stille Irlands beginnt er zu beten – zuerst tastend, dann mit wachsendem Vertrauen. Das ist bemerkenswert, da er den christlichen Glauben zwar als Kind kennengelernt hatte, aber wenig damit anfangen konnte.
Die Jahre inIrland prägen ihn. Was in äußerer Gefangenschaft beginnt, wird zu einem innerenWeg in die Freiheit. Als ihm schließlich die Flucht gelingt, kehrt er zurück nach Hause. Doch die Erfahrungen in der Fremde lassen ihn nicht los.
Er studiertTheologie und geht dem christlichen Glauben auf den Grund. Gegen jede Erwartung folgt er einem inneren Ruf und kehrt freiwillig zurück nach Irland. Dorthin, wo er über Jahre hinweg als Hirte der Einöde und der Kälte ausgesetzt war. Doch diesmal kommt er nicht als Gefangener, sondern mit einer Botschaft, die ihn selbst getragen hat: dass Gott nicht fern ist, sondern nahe!
Er beginnt, zu predigen – nicht mit Macht, sondern mit eindrücklichen Bildern. Um dasGeheimnis Gottes zu erklären, zeigt er den Menschen ein einfaches Kleeblatt:drei Blätter und doch ein Blatt – ein Bild für den dreieinigen Gott: Vater,Sohn und Heiliger Geist. Ein einfaches Bild – und doch einprägsam.
Bereits im 7. Jh.wurde der kleine Junge als St. Patrick verehrt und damit zu einer zentralenIdentifikationsfigur Irlands. Rückblickend beschreibt er in seiner Autobiographie („Confessio“), dass der Geist Gottes ihm die Kraft geschenkt hat, die schweren Zeiten in Gefangenschaft durchzuhalten.
An Pfingstenfeiert die christliche Gemeinschaft das Geschenk des Heiligen Geistes.
Der Jesus BiographJohannes beschreibt den ‚Heiligen Geist“ als Beistand und als Tröster: „Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ (Joh 14,16).
Genau das hatPatrick während seiner Gefangenschaft erlebt – und diese Erfahrung lässt sich auch heute noch machen. Gott hat uns seinen Geist verheißen. Beim ersten Pfingstfest in Jerusalem wurden die resignierten Nachfolger Jesu plötzlich aus der Lethargie gerissen. Sie wurden getröstet und gestärkt und begannen voller Leidenschaft von Gottes Wirken in dieser Welt zu sprechen. Deshalb nennt man das Pfingstfest auch gerne den Geburtstag der Kirche.
Mitten in einer krisengeschütteltenZeit verheißt uns der Heilige Geist Trost, Beistand und Zuversicht. Mich berührt dieses schlichte Gebet des berühmten Theologen Dietrich Bonhoeffer. Möge es uns helfen durch die Kraft des Geistes zu Hoffnungsboten zu werden: „Komm ,Geist des Lebens, erfülle uns mit deinem Mut. Lass uns nicht verzagen, sondern die Wahrheit lieben und leben. Hilf uns, da zu stehen, wo der Glaube uns ruft.“
Markus Weimer (Dekan des Ev. Kirchenbezirks Konstanz)